Schutzstreifen: Neue Erkenntnisse für innerorts und außerorts

Sicherheit und Sichtbarkeit – wichtige Faktoren, wenn es um gelungene Radverkehrsführung geht. Im Digitalen Fachseminar „Schutzstreifen: Neue Erkenntnisse für innerorts und außerorts“ am 09.03.2023 wurden die Ergebnisse der AGFK-Modellprojekte Schutzstreifen sowie der Erlass „Schutzstreifen für den Radverkehr auf Außerorts-Straßen“ des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg vorgestellt und die Bedeutung für die Kommunen diskutiert.

Im Koalitionsvertrag der Landesregierung wurde festgehalten, dass bis 2030 20 Prozent aller Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt werden sollen. Dafür wird ein durchgängiges Radverkehrsnetzt benötigt. Gerade außerorts sollen Radwege – wo immer möglich – getrennt vom Kfz- und Fußverkehr geführt werden, denn Sicherheit und Sichtbarkeit der Radfahrenden hat Priorität. Die Realität zeigt jedoch, dass verschiedene Faktoren eine schnelle Umsetzung und vor allem ein durchgängiges Netz an straßenbegleitenden Radwegen nicht möglich machen. Deshalb werden alternative Lösungen für die Übergangszeit benötigt. Ein wichtiges Element dabei ist der Schutzstreifen außerorts. Mit dem Erlass „Schutzstreifen für den Radverkehr auf Außerorts-Straßen“ hat das Ministerium damit nun eine wichtige Grundlage für Planende geschaffen. Durch den Erlass haben Kommunen die Möglichkeit, einerseits die Attraktivität des Radverkehrs an wichtigen Lücken im Radnetz zu schließen und gleichzeitig der Verkehrssicherheit Rechnung zu tragen.

Der Erlass aus dem Verkehrsministerium hat damit die Ergebnisse aus dem „Modellprojekt Schutzstreifen“ der AGFK-BW aufgenommen. Bei dem Modellprojekt testeten 26 Kommunen drei Jahre lang den Einsatz von Schutzstreifen, sowohl innerorts als auch auf Strecken außerorts. Das Fazit: insgesamt positiv. „Der Schutzstreifen ist ein Akzeptanzstreifen“, berichtet Peter Gwiasda vom Planungsbüro VIA und mitverantwortlich für das Modellprojekt. Gerade für schmale Kernfahrbahnen ist der Schutzstreifen ein wichtiges Element für die Kommunen, um das Radnetz möglichst zügig auszubauen und Lücken zu schließen.

Eine weitere wichtige Erkenntnis: Mit der Markierung von Schutzstreifen nimmt die Seitenraumnutzung zugunsten der Fahrbahnnutzung ab. Diese Erkenntnis war auf nahezu allen Untersuchungsabschnitten mit Nebenanlagen nachweisbar. Außerdem nimmt das Radverkehrsaufkommen signifikant zu. Das heißt konkret: Schutzstreifen zahlen direkt auf die Förderung der selbstaktiven Mobilität ein. Auch enge und gefährliche Überholabstände werden verringert. Bei schmalen Fahrbahnen wird zudem seltener überholt, wenn Gegenverkehr besteht. „Wir müssen zukünftig Diskussionen führen, ob Kernfahrbahnen zwingend Begegnungsfälle zwischen Kraftfahrzeugen mit immer größeren Breiten ermöglichen müssen", gibt Peter Gwiasda deshalb als Denkanstoß den Teilnehmenden mit. Zumal breitere Fahrbahnen, so zeigt es das Modellprojekt, Autofahrende eher dazu veranlassen, Radfahrende mit einem zu geringen Abstand zu überholen.

Günter Bendias von der BERNARD Gruppe, verantwortlicher Projektleiter seitens der Gutachter, gibt den Kommunen für Planungsaufgaben einen wertvollen Hinweis: „Es ist wichtig, das tatsächliche Verhalten der Radfahrenden genau zu beobachten. Ein Fehlverhalten deckt häufig Mängel in der bestehenden Radverkehrsinfrastruktur auf und zeigt, in welche Richtung die Planung gehen sollte.“ Relevant ist darüber hinaus, auch verschiedene Gruppen von Radfahrenden zu bedenken und entsprechende Angebote für schnelle wie auch für ängstlichere Radelnde zu machen. Denn die Sicherheit, darin waren sich alle Referierenden des Digitalen Fachseminars einig, steht für alle Beteiligten an erster Stelle.

Die AGFK-BW möchte die Kommunen auch bei der Kommunikation rund um das Thema Schutzstreifen unterstützen. Die Abschlussberichte und FAQs sowie die Illustrationen zur Verdeutlichung der Thematik finden Sie auf der Website der AGFK und nachstehend noch einmal aufgelistet. Machen Sie gerne regen Gebrauch davon!

Weiterführende Informationen:

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