Fahrradstraßen und Fahrradzonen

Was macht eine gute Fahrradstraße aus? Dieser Frage gingen die rund 50 Teilnehmenden des Fachseminars „Fahrradstraßen und Fahrradzonen“ am 9. November 2023 in Esslingen am Neckar in der Theorie, aber auch in der Praxis nach.

Ja und was macht nun eine fahrrad- und aufenthaltsfreundliche Straße aus? „Verkehrsberuhigung und mehr Platz für Zufußgehende und Radfahrende“, so das Urteil von Holger Müller von der Stadt Frankfurt am Main. Die Stadt beschloss 2019 die Gestaltung von elf fahrradfreundlichen Nebenstraßen, z.B. durch getrennte Fuß- und Radverkehrsanlagen, reduzierte Kfz-Geschwindigkeiten sowie Umnutzung von Kfz-Parkständen für Fahrradabstellanlagen oder Aufenthaltsflächen. „Wir haben uns dazu entschieden, zunächst bestandsnahe Maßnahmen umzusetzen“, berichtet Holger Müller. Sollten die Maßnahmen nicht greifen oder nicht angenommen werden, könnten sie ohne großen baulichen Aufwand angepasst werden. Begleitet wird die Umgestaltung durch wissenschaftliche Analysen zur Vorher-Nachher-Situation durch die Frankfurt University of Applied Sciences. Der gerade veröffentlichte Zwischenbericht zeigt ein sehr positives Fazit. So konnte festgestellt werden, dass weniger Autos und mehr Räder unterwegs sind. „Die Befragten haben uns bestätigt, dass sie ihre Wahl des Verkehrsmittels aufgrund der Umgestaltung geändert haben“, erklärt Jana Busse von der Frankfurt UAS. Den Zwischenbericht der Frankfurt University of Applied Sciences finden Sie hier »

Dann bleibt noch die Frage offen, welche verkehrsrechtlichen und planerischen Aspekte bei der Einrichtung von Fahrradstraßen und Fahrradzonen zu berücksichtigen sind. Thiemo Graf vom AGFK-Fachbüro stellt in seinem Vortrag fest, dass ein Schild noch keine Fahrradstraße macht und schärft den Teilnehmenden ein: „Planen Sie Ihre Radverkehrsnetze einladend und sicher. Das schaffen Sie mit gut ausgestalteten Fahrradstraßen, wie hier in Esslingen die Hindenburgstraße.“ Im bebauten Raum sind sie eine gute Möglichkeit, durchgehend sichere und sichtbare Radverkehrsverbindungen zu schaffen. Doch auch außerorts können Fahrradstraßen eingerichtet werden und Lücken im Radverkehrsnetz schließen.

Das ließen sich die Teilnehmenden nicht zweimal sagen und planten in sechs Teilgruppen eine Fahrradstraße durch eine Stadt - anhand eines realen Planfalls. Anschließend besichtigten wir dann die mit dem Landespreis „Neue Wege schaffen“ ausgezeichnete Fahrradstraße in der Hindenburgstraße. Fast nahtlos schließt die Fahrradzone in Oberesslingen an die Fahrradstraße an. Sabine Frisch und Martin Frank von der Stadt Esslingen zeigten den Teilnehmenden die Besonderheiten und verschiedenen Maßnahmen vor Ort, wie z.B. die Modalfilter in der Fahrradzone. „Die Fahrradstraße erreicht ihren Zweck einer guten Haupterschließung für den Radverkehr, von der aus die Feinverteilung in die anliegenden Straßenzüge erfolgt“, bestätigt Sabine Frisch während der Exkursion. Eine wichtige Erkenntnis war es, die Wirksamkeit zu beobachten und bei Bedarf auch Maßnahmen anzupassen. Zudem prüft die Stadt stetig, ob eine Erweiterung bzw. Verlängerung der Fahrradstraße und der Fahrradzonen möglich ist.

Die Präsentationen der Referierenden finden Sie hier »