In Zusammenarbeit mit dem Baden-Württemberg Institut für Nachhaltige Mobilität (BWIM), dem Institut für Wissenschaftliche Weiterbildung der HKA (IWW) und gefördert durch das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, bietet die AGFK-BW den Zertifikatslehrgang Rad- und Fußverkehrsplaner.in.BW an. Die berufsbegleitende Weiterbildung für Mitarbeitende in Verkehrsplanungsstellen (Kommunen, Land und weitere Einrichtungen) vermittelt in drei fachlichen Modulen vertiefende und praxisorientierte Kenntnisse für die Identifizierung, Planung, Umsetzung und Kommunikation von Rad- und Fußverkehrsprojekten und damit auch die Umsetzung der Landesziele für den Rad- und Fußverkehr. Ergänzt werden die Module um eine Fachexkursion mit dem Ziel, Good-Practice Beispiele für die Förderung des Rad- und Fußverkehrs zu zeigen und die Teilnehmenden untereinander zu vernetzen. Ziel der Fachexkursion am 13. und 14. Juni 2024 waren die Städte Lindau und Konstanz.
Jaime Valdés Valverde, Mobilitätsmanager der Stadt Lindau, empfing die 24 Lehrgangs-teilnehmenden aus Baden-Württemberg für den ersten Tag der Exkursion. Auf der Agenda standen die Umgestaltung von Plätzen für mehr Aufenthaltsqualität, Fahrradabstellanlagen verschiedenster Art und eine Einführung in das Mobilitätskonzept der Stadt Lindau. Im Fokus der Planungen steht dabei immer der Mensch.
Egal ob Urlaubende oder Einheimische: Radfahrerinnen und Radfahrer in Lindau finden gute Bedingungen für den Radverkehr vor sowie ein Radverkehrsnetz, mit dem das Rad oftmals das schnellste und bequemste Verkehrsmittel ist. Dieser Geschwindigkeitsvorsprung wird nochmals durch großzügige Über- und Unterführungen unterstrichen. Beispiele dafür sind die Unterführung am ehemaligen Bahnübergang Bregenzer Straße und die Wegeführung mittels Brücken über den Langenweg und die Inselstraße, bei der die beiden Gruppen ohne Anzuhalten problemlos in alle Richtungen abzweigen können. Zudem gibt es vor allem auf der Insel zahlreiche Flächen mit Sitz- und Spielgelegenheiten. Seit Mitte Mai lädt ein großer Sandkasten direkt vor dem historischen Rathaus Kinder zum Spielen und Erwachsene zum Verweilen ein. Die Idee dazu hatte Oberbürgermeisterin Claudia Alfons. Statt Dinge immer nur in der Theorie durchzudiskutieren, wollte sie einfach mal was ausprobieren. Trotz Gegenstimmen wurde das Projekt umgesetzt – und die Veränderung ist für die Exkursionsteilnehmenden spürbar. Der Platz vor dem historischen Rathaus ist anziehend, freundlich und belebt. Davon profitieren auch die angrenzenden Einzelhändler:innen. Dies ist nur eines von mehreren Beispielen, bei denen die Stadtverwaltung und -politik in Lindau ihren Willen zu Veränderung und die oftmals notwendige Hartnäckigkeit beweist. Auch zeigt die Stadtverwaltung in Lindau den notwendigen Pragmatismus um voranzukommen.
Für den zweiten Exkursionstag ging es mit dem Katamaran weiter nach Konstanz. Bereits jetzt sind 75 Prozent der Bevölkerung innerhalb der Stadt nachhaltig, also mit dem Rad, zu Fuß oder dem ÖPNV, unterwegs. Die Stadt gehört mit 30 Prozent zu den Städten mit dem höchsten Radverkehrsanteil in Deutschland und wurde vom Land Baden-Württemberg als Fahrradfreundliche Kommune ausgezeichnet. Der Fußverkehr profitiert aktuell schon von einer weitgehend autofreien Altstadt und mit dem Handlungsprogramm Fußverkehr möchte die Stadt das Fußwegenetz weiter sicher, barrierefrei und attraktiv ausbauen. Schwerpunkte des Handlungsprogramms sind v.a. zu schmale Gehwege, legales Parken auf Gehwegen sowie Querungsstellen.
Mit einer Gesamtlänge von über 145 Kilometern verfügt Konstanz über ein gut ausgebautes und beschildertes Radwegenetz. Für Radfahrende heißt das konkret, dass sie getrennt von Zufußgehenden fahren, Kreuzungen auf dem kürzesten Weg überqueren und eigene Signale an Ampeln haben. Auf den Hauptrouten haben Radfahrende zudem Vorfahrt. Bestes Beispiel dafür sind die zahlreichen Fahrradstraßen bzw. Radrouten durch verkehrsberuhigte Bereiche als auch die Fahrradbrücke über den Seerhein, die sogar einen eigenen Account bei X hat.