Menschengerecht statt autogerecht - Quartiersplanung für Fuß und Fahrrad

Welche Bedeutung hat eine nachhaltige Quartiersplanung für den Rad- und Fußverkehr und vor allem welche Werkezeuge können dafür genutzt werden? Beim Fachseminar „Menschengerecht statt autogerecht – Quartiersplanung für Fuß und Fahrrad“ am 24.05.2023 in Karlsruhe standen genau diese Fragen inklusive Good Practice-Beispiele im Fokus.  

Die Quartiersplanung ist ein wichtiger Bestandteil der Stadtentwicklung. Sie umfasst die Gestaltung von Wohnvierteln, Gewerbegebieten und öffentlichen Plätzen sowie die Integration von Mobilitätskonzepten. Eine nachhaltige Quartiersplanung zielt darauf ab, eine lebenswerte Umgebung für die Bewohnerinnen und Bewohner zu schaffen, die sich positiv auf ihre Gesundheit, ihr Wohlbefinden und ihre Lebensqualität auswirkt. Dazu zählt auch immer die Rad- und Fußverkehrsförderung, sowohl im Bestand als auch im Neubau. Soweit die Theorie.

Für die Praxis formuliert Thiemo Graf von i.n.s. – Institut für innovative Städte die Schlussfolgerung daraus ganz konkret: „Wie wir Wege in Quartieren gestalten, beeinflusst das Mobilitätsverhalten der Anwohnenden.“ Eine menschengerechte Quartiersplanung, bei der sowohl Zufußgehen als auch Radfahren sicher, bequem und einfach möglich ist, erfordert aber auch einen Perspektivwechsel. Sascha Behnsen, ebenfalls von i.n.s. – Institut für innovative Städte, ergänzt dazu: „Radfahrende können keine Haken schlagen und Zufußgehende mögen es gerne direkt. Planen Sie entsprechend.“

Eine Quartiersplanung, die die Belange des Rad- und Fußverkehrs im Blick hat, bedeutet für die Stadt Karlsruhe nicht nur die Frage danach, wie viel Verkehrsverlagerung in der Stadt möglich ist. Mit dem „Karlsruher Programm für Aktive Mobilität“ geht die Stadt die Frage an, wieviel Verkehrsverlagerung notwendig ist, um die klimapolitischen Vorgaben (1,5 Grad- Celsius-Ziel) einzuhalten. „Bei Baumaßnahmen und Umplanungen denken wir deshalb nun auch verstärkt den Fußverkehr mit. Vor einigen Jahren lag der Fokus vor allem auf dem Radverkehr“, berichtet Katrin Herold vom Stadtplanungsamt Karlsruhe. Die Teilnehmenden konnten sich bei der Exkursion durch Karlsruhe davon selbst ein Bild machen, welche Maßnahmen der Quartiersplanung und -vernetzung bereits erfolgreich umgesetzt werden konnten.

Menschengerechte Quartiersplanung umfasst aber nicht nur den Fuß- und Radverkehr. Auch das Stadtklima ist hier ein wichtiger Aspekt. Durch versiegelte Straßenflächen, längere Trockenphasen, Hitze und Starkregenereignisse stehen Kommunen vor zusätzlichen Herausforderungen. Prof. Eckart von der Hochschule Karlsruhe bringt es auf den Punkt: „Wie gehen wir in den Städten mit dem Wasser um? Wenn´s zu viel ist, aber auch, wenn´s zu wenig ist.“ Lösungsansätze bietet das Projekt der BlueGreenStreets. Die Idee dahinter ist einfach: Anstatt Straßen nur als Verkehrsflächen zu betrachten, können sie auch als wichtige Elemente des städtischen Ökosystems genutzt werden. Durch die Integration von Grün- und Blauflächen können Straßen zu multifunktionalen Räumen werden, die nicht nur den Verkehr, sondern auch die Umwelt und das Wohlbefinden der Menschen berücksichtigen.

Das Wohlbefinden der Anwohnerinnen und Anwohner haben auch zwei Projekte aus Pforzheim im Blick: Sowohl der Wettbewerb „nimm platz“ als auch „Summer in the City“ mit Umgestaltung der Bleichstraße zeigen eindrucksvoll, welchen Einfluss anfangs temporäre Maßnahmen auf die Aufenthaltsqualität von Quartieren haben können. So wird aus Pforzheim dann schnell mal Pforzelona.

Alle Präsentationen der Vortragenden finden Sie hier »