„Ein Fußverkehrsnetz ist essenzieller Teil eines Fußverkehrskonzeptes“, stellt Juliane Krause von plan&rat fest. Fußverkehrsnetze, unterteilt in Haupt- und Nebenverbindungen, zeigen wichtige Quelle-Ziel-Verbindungen im Alltagsverkehr auf und sind darüber hinaus fachlich fundierte Pläne, die die Grundlage für die Priorisierung von Maßnahmen und den gezielten Einsatz von Ressourcen bilden.
„Jeder Weg und jede Straße muss fußverkehrsfreundlich sein“, fordert auch Dr. Ralf Kaulen vom Stadt- und Verkehrsplanungsbüro Kaulen. „Da an jeder Haustür ein Fußweg beginnt bzw. endet, ist dies die Voraussetzung zur Steigerung des Fußverkehrsanteils in Kommunen.“ Ein flächenhafter Umbau aller Straßen für den Fußverkehr ist jedoch fast ein Ding der Unmöglichkeit. Sofortmaßnahmen mit einer ähnlichen Wirkung sind hier eine schnelle und effektive Lösung. Die Möglichkeiten reichen dabei von der provisorischen Nutzung von Parkbuchten, Markierungen und Umwidmungen bis hin zur Begrünung und Möblierung von Flächen.
Städte wie Oberursel haben dies erkannt und gehandelt. Konkret bedeutet dies: Das Fußverkehrsnetz wurde in drei Hierchiestufen unterteilt und verschiedene Kurzfristmaßnahmen, wie die Verbesserung von Querungsstellen und das Aufstellen von Sitzgelegenheiten an Fußwegen erster Ordnung, beschlossen und zum Teil bereits umgesetzt. Vor dem Gymnasium ist als Pilotmaßnahme sogar eine Schulstraße entstanden. „Die Kommunikation vor, während und nach den Maßnahmen sowie ein klares politisches Bekenntnis sind wichtige Erfolgsfaktoren“, resümiert Falko Görres von der Stadt Oberursel. „Die Kooperation aller Stellen, insbesondere auch der Stadtpolizei, ist dabei unerlässlich“.
Auch in Konstanz finden sich gute Beispiele dazu. Die Stadt hat sich auf die Verbindung der Altstadt mit den umliegenden Wohngebieten konzentriert. Ein gut ausgebautes Netz von Fußwegen entlang des Bodensees ermöglicht nicht nur einen angenehmen Spaziergang, sondern verbindet auch wichtige soziale und kulturelle Punkte der Stadt. Ein Bild davon konnten sich die rund 20 Teilnehmenden bei der abschließenden Exkursion vor Ort machen.
Die Stadt Leipzig hat eine besondere Methodik entwickelt, wie sich wichtige Hauptverbindungen für den Fußverkehr erkennen lassen und wie daraus eine Priorisierung von Maßnahmen abgeleitet werden kann. Durch diese innovative Analysemethodik von sogenannten Bedeutungsräumen, erfassen die Fußverkehrsbeauftragten durch die Nutzung von verschiedenen Daten (auch Open-Source-Daten) die Bedeutung von Fußwegen im Stadtgebiet von Leipzig. Je stärker und öfter eine Fußwegeverbindung gegangen wird und je mehr Alltagsziele in einem Bereich liegen, desto höher wird die Bedeutung dieser Route eingestuft. Durch die Einfärbung dieser Fußwegenetze in Karten kann so schnell und zielgerichtet abgeleitet werden, wo die Hauptverbindungen verlaufen und wo Maßnahmen für den Fußverkehr priorisiert ergriffen werden müssen.
„Genau wie bei den anderen Verkehrsmitteln ist auch beim Fußverkehr der Netzgedanke wichtig“, fasst Dr. Juliane Korn von der AGFK-Geschäftsstelle zusammen. „Wenn wir Menschen zum Zufußgehen einladen und motivieren wollen, ist ein durchgängiges und sicheres Fußverkehrsnetz mit barrierefreien und attraktiven Wegen unerlässlich.“