Die “E Klima 2022” sind ein wertvolles Instrument für Kommunen, um ihre Verkehrsplanung und -gestaltung klimafreundlicher und nachhaltiger zu gestalten. Durch die Umsetzung der enthaltenen Empfehlungen können Städte und Gemeinden einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung von Emissionen und zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten. Bereits jetzt können Kommunen im Rahmen der Verkehrsgesetzgebung sowie der öffentlichen Regelwerke die überwiegende Mehrheit der Inhalte der E Klima umsetzen. Das bedeutet, den Fuß- und Radverkehr bei Planungen zu priorisieren sowie bei Verkehrsprognosen von einem abnehmenden Kfz-Verkehrsaufkommen auszugehen.
Ein paar Beispiele für die konkrete Umsetzung der E Klima: Eine Radverkehrsführung im Dooring-Bereich parkender Autos ist nicht mehr zulässig, hier ist zwingend ein mindestens 0,75 m breiter Sicherheitstrennstreifen einzuplanen. Wenn der vorhandene Platz dies nicht zulässt, sind Radverkehrsführungen nach ERA-Standard zu priorisieren und bei Bedarf Einschränkungen für den Kraftfahrzeugverkehr umzusetzen. Parkplätze im Straßenraum sollten ohnehin möglichst geringgehalten werden, damit die verfügbare Fläche vorzugsweise für Grünbereiche sowie Retentions- und Versickerungsflächen genutzt werden kann.
„Kein Tropfen verlässt das Plangebiet“ ist dabei das Credo von Johann Senner vom Landschaftsarchitekturbüro Planstatt Senner. Durch stadtklimatische Konzepte und Baumpflanzungen kann u.a. CO2 gebunden werden sowie Beläge und Fassaden gekühlt werden. Biodiverse Bausteine haben sich dabei besonders wirksam gezeigt. Die Niederschlagsverdunstung wird erhöht und das Stadtklima deutlich verbessert. Somit kann für die Bewohner:innen eine deutlich höhere Aufenthalts- und Wohnqualität erreicht werden.
Doch alleine damit ist es nicht getan. Sowohl für den Fuß- als auch für den Radverkehr ergibt sich für Planende die Prämisse, dass durchgehende und attraktive Netze geschaffen werden. „Wenn wir die E Klima ernst nehmen, dann stehen wir vor einem Stadtumbau“, bestärkt Thiemo Graf vom AGFK-Fachbüro Innovative Städte die Teilnehmenden.
Die Stadt Böblingen hat am Elbenplatz bereits einen wichtigen Schritt zum Stadtumbau getan. Der zielt darauf ab, die Aufenthaltsqualität und die Funktionalität dieses zentralen Platzes zu verbessern. Mit neuen Grünflächen und Sitzgelegenheiten ausgestattet, bietet der umgestaltete Platz nun eine einladende Atmosphäre für Zufußgehende. Durch die Neugestaltung der Verkehrsführung konnte der Verkehrsfluss verbessert und die Sicherheit für Zufußgehende und Radfahrende erhöht werden. Maßnahmen zur Reduzierung des Durchgangsverkehrs sorgen zudem dafür, dass der Platz ruhiger und sicherer ist. Nicht zuletzt die Nutzung von umweltfreundlichen Materialien und die Verwendung energieeffizienter Beleuchtung macht das Projekt zu einem Good Practice-Beispiel und ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der städtischen Infrastruktur und der Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger. Der umgestaltete Elbenplatz zeigt, wie sich die Lebensqualität in der Stadt erhöht, wenn - so wie es die E Klima 2022 anregen - der nicht motorisierte Verkehr in der Planung priorisiert wird.
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