Kreuz und quer: Querungsmöglichkeiten im Fokus

Im Fachseminar zum Fußverkehr am 11. Mai 2022 in Ulm drehte sich alles um Querungsmöglichkeiten für Fußgängerinnen und Fußgänger.

„Fußverkehr ist nur dann attraktiv, wenn keine unnötigen Umwege für die Erledigungen zurückgelegt werden müssen“, berichtete Tim von Winning, Dritter Bürgermeister und Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung, Bau und Umwelt der Stadt Ulm. Damit die Fußgänger:innen in Ulm möglichst komfortabel und sicher die Straßen queren können, wurden verschiedene Formen von Querungshilfen umgesetzt. Allen voran sogenannte Multifunktionsstreifen. Diese sind an mehreren Stellen in Ulm zu finden, wie in der Frauenstraße, der Karlstraße oder an der Neuen Mitte. Der Pflasterstreifen in der Fahrbahnmitte darf und soll von den Verkehrsteilnehmer:innen genutzt werden – sei es zum Überqueren der Straße zu Fuß oder mit dem Rad, aber auch zum Linksabbiegen für Kfz. „Solche Multifunktionsstreifen können auch als Beispiel für andere Städte dienen“, resümiert Tim von Winning.

Ein Multifunktionsstreifen ist die eine Variante einer Querung. Einen wichtigen Überblick der verschiedenen Querungshilfen verschaffte Luise Schmidt vom Ingenieur-Büro COOPERATIVE Infrastruktur und Umwelt den rund 30 Teilnehmenden im Stadthaus Ulm. Egal ob Aufpflasterung, Lichtsignalanlagen, Fußgängerüberwege oder vorgezogene Seitenräume: „Achten Sie bei der Planung und beim Bau immer auf die Sichtbeziehungen und die Barrierefreiheit“, gab sie den Anwesenden mit. Auch im Bestand sei es wichtig, die Querungsmöglichkeiten mitzudenken. Sind in einer Straße ohnehin Baumaßnahmen geplant, kann im Zuge dessen beispielsweise der Bordstein abgesenkt oder taktile Elemente angebracht werden. Um überhaupt den Querungsbedarf zu identifizieren, empfiehlt Luise Schmidt die Unfallhäufungen an bestimmten Verkehrsstellen im Blick zu behalten und vor allen Dingen auch die Bürgerschaft zu beteiligen.

Welche der Projekte im Fußverkehr förderfähig sind, erläuterte Stephanie Göhner vom Regierungspräsidium Tübingen. Neben der systematischen Förderung für Fußverkehrs-Checks, können Kommunen die Landesförderung für Fachkonzepte nachhaltiger Mobilität und die Förderung von Infrastrukturmaßnahmen in Anspruch nehmen. „Bei den förderfähigen Konzeptionen müssen Sie auch immer die geltenden Bagatellgrenzen beachten“, erklärte Stephanie Göhner. Zentrale Stelle für die Einreichung der Anträge sowie für die Abwicklung der Förderung ist immer das zuständige Regierungspräsidium.

Um die von Tim von Winning vorgestellten Querungshilfen der Stadt Ulm genauer unter die Lupe nehmen zu können, stand nach den Fachvorträgen eine Stadtbegehung auf der Agenda. Ute Metzler, Leiterin der Abteilung Verkehrsplanung, und Torsten Fisch, Leiter der Abteilung Mobilität, der Stadt Ulm führten die Teilnehmenden in zwei Gruppen durch die Stadt und erläuterten die verschiedenen Querungsstellen. Durch die Begehung inspiriert, wendeten die Teilnehmenden sich einem konkreten Planungsfall aus Ulm zu. Am Knotenpunkt Haßlerstraße/St.-Barbara-Straße kommen die Fußgänger:innen mittels Fußgängerüberwegen, Unterführungen und eine Ampel auf die andere Straßenseite. „Ein bequemes und vor allem sicheres Queren des gesamten Knotenpunktes ist bislang aber leider nicht problemlos möglich“, berichtete Franziska Abele von der Abteilung Verkehrsplanung. Thiemo Graf von der AGFK-Agentur i.n.s. – Institut für innovative Städte gab als Workshop-Leiter den Teilnehmenden die Aufgabe mit „Wie kann bei Schließung der Unterführung eine verbesserte oberirdische Führung für Fußgänger:innen erreicht werden?“.

Die Teilnehmenden erarbeiteten in vier Gruppen anhand von Planungsskizzen eine Neugestaltung des Vor-Ort-Beispiels. Und die Ergebnisse können sich sehen lassen: Von Kreisverkehren über Multifunktionsstreifen bis hin zur Entfernung der freien Rechtsabbieger und Streichung von Fahrspuren erarbeiteten die Teilnehmenden in engagierten Diskussionen vielfältige Umgestaltungsmöglichkeiten. Dr. Juliane Korn, zuständig für die Fußverkehrsförderung bei der AGFK-Geschäftsstelle, freute sich nach dem Workshop über die vielfältigen Lösungsmöglichkeiten. „Wir sind gespannt, ob eine davon tatsächlich in Ulm umgesetzt wird.“  

Haben auch Sie in Ihrer Kommune einen kniffligen Knotenpunkt oder eine Straße, die einer kreativen Umgestaltung bedarf? Bewerben Sie sich damit gerne bei der Planungswerkstatt, die voraussichtlich Anfang 2023 stattfindet. Die Bewerbungsmöglichkeiten finden Sie ab Sommer auf der Website der AGFK-BW.

Zur Veranstaltungsseite »