Überholabstandssensoren in der AGFK-Stadt Mengen

Sechs Radfahrende aus Mengen sind im Rahmen des AGFK-Projekts "gÜ-Rad" in den kommenden drei Wochen mit Abstandssensoren unterwegs

Sechs Mengener Radler:innen sind in den kommenden drei Wochen mit einer sogenannten Abstandsbox im Stadtgebiet unterwegs. Sie haben sich als Testfahrer:innen für eine Datenerhebung gemeldet, die Mitarbeiter:innen der Hochschule Karlsruhe für zehn ausgewählte Kommunen der AGFK-BW in Baden-Württemberg auswerten werden. Ziel ist es, die Stadt Mengen für Radfahrer:innen sicherer zu machen und Daten zu sammeln.

Lastwagen und Autos, die beim Überholen von Fahrradfahrer:innen zu wenig Abstand halten, sie abdrängen oder zum Bremsen oder Ausweichen zwingen, wirken sich negativ auf das Sicherheitsgefühl von Radfahrer:innen aus. Wem solche Situationen schon öfter widerfahren sind, der meidet gefährliche Straßen oder verzichtet sogar ganz darauf, das Rad im Alltag zu nutzen. Dabei wünschen sich viele Menschen gerade das Gegenteil: Öfter den Weg zur Arbeit mit dem Rad zurücklegen, auf das Auto verzichten, etwas für die Gesundheit und den Klimaschutz tun.

Durch das Projekt sollen einerseits konkrete Daten aus den teilnehmenden Städten erhoben und im Austausch mit den Kommunen Verbesserungsmaßnahmen diskutiert und umgesetzt werden. Andererseits soll bei allen Verkehrsteilnehmenden das Bewusstsein für die Gefahr, die zu enge Überholvorgange mit sich bringen, schärfen. „Vor den Neuerungen der Straßenverkehrsordnung lag der Abstand, den Autofahrer zu Radlern halten, in deren eigenen Ermessen“, sagt Uli Sebastian Oberländer vom Institut für Verkehr und Infrastruktur der Hochschule Karlsruhe. „Da wir jetzt die geltende Regel mit den 1,5 Metern innerorts und zwei Metern außerhalb geschlossener Ortschaften haben, können wir Verstöße auch besser verifizieren.“ Oberländer hat den Mengener Radler:in die Abstandsboxen am Dienstag ausgehändigt und deren Funktionsweise erklärt. Drei Wochen lang werden diese bei ihren Fahrten zur Arbeit, zum Einkaufen oder zum Sport immer dann das rote Knöpfchen an ihrem Lenker drücken, wenn sie von einem anderen Fahrzeug überholt werden. Der Abstandssensor, der unter dem Sattel angebracht wird, misst den Abstand nämlich permanent. Um die Daten auf der integrierten Speicherkarte besser auswerten zu können, wird über den Knopfdruck ein Überhol-Marker gesetzt. Von der Stadtverwaltung hat Oberländer außerdem neuralgische Punkte genannt bekommen, an denen es für Radfahrer:innen eng werden könnte oder die als unübersichtlich oder gefährlich eingestuft werden.

Oberländer hat aus diesen Streckenabschnitten eine Tour von etwa zehn Kilometern Länge erstellt und würde sich wünschen, das die Testfahrer:innen auch diese Strecke fahren. „Je mehr Überholvorgänge wir am Ende haben, desto besser.“

Die Abstandsboxen stammen vom Verein Open Bike Sensor, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, jedem Interessierten Zugang zu einer Bauanleitung für die Abstandssensoren zu verschaffen und beim Daten sammeln zu helfen. „Bei diesem Open-Source-Projekt können alle Radfahrer mitmachen und ihre Daten auf einer Plattform veröffentlichen“, so Oberländer. Auf einer Karte könne dann beispielsweise eingesehen werden, welche Daten der ADFC Bodenseekreis bereits veröffentlicht hat.

Maßnahmen, die Kommunen im Anschluss an die Auswertung umsetzen könnten, seien Plakataktionen, neue Fahrbahnmarkierungen, Schilder oder Kampagnen.